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SAINT-POL-ROUX
Werkausgabe in
16 Bänden

herausgegeben von
Rolf A. Burkart und Joachim Schultz




Der Dichter im Kino

Frank Piontek
(Nordbayerischer Kurier: 3. 11. 95)

Der siebte Band der Saint-Pol-Roux-Werkausgabe liegt nunmehr vor.

Motto: "Der Fortschritt des derzeitigen Kinos geht einher mit einer künstlerischen Niederlage. Je mehr es auf der einen Seite vorankommt, fällt es auf der anderen zurück."
   


Lebendiges Kino

EDITIONSPLAN

Bd. 1 VOM MAGNIFIZISMUS ZUM IDEOREALISMUS

DIE STATIONEN DER PROZESSION

Bd.2 I. DIE ROSE UND DIE DORNEN AUF DEM WEG

Bd.3 II VON DER TAUBE ZUM RABEN ÜBER DEN PFAU

Bd 4 III DIE ZAUBERSTÜCKE DER PHANTASIE

Bd. 5 DIE DAME MIT
DER SENSE

Bd.6 DIE TRADITIONEN DER ZUKUNFT

Bd.7 DER AUSFLUG

Bd. 8 TABLETTEN

Bd. 9 DIE TRAGIK DES MENSCHEN I und II

Bd. 10 DIE VERKLÄRUNG DES KRIEGES

Bd. 11 DER SCHATZ DES MENSCHEN

Bd. 12 RES POETICA oder DIE REPUBLIK DER POESIE

Bd. 13 IDEOREALITÄTEN

Bd. 14 GESCHWINDIGKEIT

Bd. 15 LEBENDIGES KINO

Bd. 16 BRIEFWECHSEL
SPR / VICTOR SEGALEN


weitere Infos:

LEBENSDATEN 

DER IDEOREALISATOR 

Saint-Pol-Roux & Breton
Spuren einer Bekanntschaft
von Rolf A. Burkart

SAINT-POL-ROUX - „Der sanfte Avantgardist“
von Joachim Schultz

 

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   Es gibt Bücher, denen der Rezensent vielleicht nur dadurch gerecht wird, indem er jeden einzelnen Satz zitiert. Zu diesen Büchern gehören auch die Werke des französischen Dichters Saint-Pol-Roux (1861 bis 1940) — der Begriff des "Schriftstellers" wird ihm in seiner Sachlichkeit wohl nicht gerecht. Sein Werk wird seit Jahren vom Bayreuther Romanisten Franz Joachim Schultz übersetzt und in Kooperation mit Rolf A. Burkart herausgegeben.

   Anläßlich der Fassbinder-Ausstellung im Kleinen Plakatmuseurn stellte er nun den siebten Band der auf 16 Bände angelegten Werkausgabe vor, die sehr langsam und unsicher vorankommt: "Cinéma vivant"—"Lebendiges Kino", enthaltend Aufzeichnungen der späten zwanziger Jahre.
   Wer sich im an Gedanken und Bildern überreichen Werk des höchst eigenartigen Dichters auskennt, wird auch hier auf den Mittelpunkt seines Lebensprojekts stoßen: — die Feier der Einbildungskraft, der Imagination. Nun kommt es im technischen Gewand einherspaziert, welches sich um den Körper des "Ideorealisators" legt. Was für ein Kino hätten wir da zu erwarten, ginge es um den Verteidiger der Imagination: — eines, das im Kopf des Betrachters entsteht und im selben Augenblick wirklich wird, eben das "lebendige" Kino, gegen welches das augenblickliche noch pure Prähistorie sei. Was dem Kino fehle, sei Plastizität, sei die Darstellung des "unsichtbaren Lebens".
   Wer wollte ihm da im Zeitalter einer scheinbar von Hollywoods Teenie-Kino dominierten Ästhetik grundsätzlich widersprechen? Saint-Pol-Rouxs Aufzeichnungen sind 70 Jahre alt, aber seine zwischen der Aufklärung und der modernen Teilchenphysik vermittelnde Theologie des Kinos, die vom Göttlichen des künstlerischen Schöpfungsakts noch weiß, hat ihre Aktualität nicht verloren — wohl auch, weil sie letzten Endes unrealisierbar ist.
   Der Dichter wußte übrigens, wovon er träumte. Auch er ging des öfteren ins Cinéma und sah sich Werke von Abel Gance, Sergej M. Eisenstein und Walther Ruttmanns "Symphonie einer Großstadt" an. Die Zukunft wurde bereits mitgedacht: "Diese herrliche Welt wird in gewaltigen Städten spielen, Lichtgestalten, die so groß sind, daß sie Millionen von Zuschauern sehen können." Daneben entwickelte er seine Gedanken über das Licht (bezeichnenderweise hießen die Erfinder des Films "Lumière", also "Licht") und die Sonnenenergie — und auch in diesem Punkt zeigt sich Saint-Pol-Roux als Vordenker einer Mensch, Geist und Natur harmonisierenden Weltsicht, die erst das späte 20. Jahrhundert notgedrungen wiederentdecken sollte.

   "Das Kino steht erst am Anfang", schrieb Saint-Pol-Roux. Darüber kann man immer noch streiten. Der neue Band der Werkausgabe, typographisch wie immer großzügig ausgestattet, bietet natürlich auch, da es um die Kunst des Sehens geht, etwas für das äußere Auge.
Etliche Illustrationen zeigen sowohl Filmbilder als auch Dokumente der frühen Kinotechnik, bis hinunter ins spannende 19. Jahrhundert. Der Kommentar läßt auch diesmal nichts zu wünschen übrig.
Herausgekommen ist das, was man ein "schönes Buch" nennt: — für Liebhaber des Kinos, der Literatur und des Schönen.

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