1. Mai bis 17. Mai 1998

"schattenhaft & engelsgleich"

Bronzeplastiken Patrick Feldmann (Buenos Aires,
Argentinien)

Arbeiten auf Papier und Leinwand Rolf A. Burkart (Bad Kreuznach)

im Kunstraum der Stadt Bad Kreuznach "install" (Hüffelsheimer Str.)

in Zusammenarbeit mit der Galerie am Großen Stern/Berlin “


schattenhaft & engelsgleich
1997 /1998

 



Kurze Einführung in den Themenzyklus

Der Ausstellungstitel weckt widersprüchliche und sich ergänzende Assoziationen.

Was „schattenhaft“ ist, könnte finster und lichtlos sein, es wäre die dem Licht abgewandte Seite; zugleich „haftet“ an allem was lebt und auf dieser Erde ist, allem, was im Lichte steht der Schatten an. Nur was nicht greifbar existiert wirft keinen Schatten. Oder meint „schattenhaft“ soviel wie nur als Schatten, sprich: kaum, zu sehen: eine flüchtige Erscheinung, die im Augenwinkel vorbeizieht, — das Leben, als eines Schattens Traum, oder das schattenhaft Abbild der Idee in Platons Höhlengleichnis?

Und „engelsgleich“ - was wir gemeinhin mit „wie ein Engel“ verstehen: Denkt man da nicht an Licht, an Erscheinungen, die keine schattenwerfenden Hüllen benötigen, an Raumzeitlose, die ganz Idee, ganz Licht sind? Oder ist eine Gleichheit von Engeln und Menschen gemeint, das Menschliche im Engel, das „Engelsgleiche“ im Menschen? Wie ist es gar mit der Gleichheit bei den Engeln selbst bestellt?

Der Titel spiegelt das uralte Gegensatzpaar von Geist und Materie, Licht und Schatten, Idee und Konkretisierung wider, und nicht nur nebenbei ironisiert er es zugleich.
Patrick Feldmanns Skulpturen sind konkrete Gestalt, die durch Reduktion zur Idee wird; Materie, die sich so sehr verflüchtigt, daß sie Geist wird. In seinen Arbeitsgedanken sagt er selbst:
„Die Substanz ist eine Andere. Das EntSCHEIDENDE ist eine Fremdheit aus eigener Hand zu erzeugen (oder der eigenen Hand fremd zu werden – das ist gleich), das bedeutet Unkontrollierbarkeit zu wirken, – aus deren Substrat die Seele paradoxerweise besser zu lesen und sprechen weiß als aus allzu Konkretem...
Die UNSCHÄRFE befreit den Geist, – nach jedem scharfen Wort müßte man eigentlich innehalten und sich des Stammelns besinnen!“

In den Zeichnungen Rolf A. Burkarts hingegen wird etwas, das wir gemeinhin als Geist, Licht, Idee - sprich: körperlos uns vorstellen, zur konkreten, greifbaren sinnlichen Figur (die er in den letzten Arbeiten dieses Themenkreises wieder mit Licht verschwinden läßt). Seine Engel sind keine erhabenen, über den Dingen schwebenden, gottnahen Erscheinungen – es sind Geschöpfe, sinnliche, zornige, gestrauchelte, sehnsüchtige, einsame ... in den Leib „gefallene“, man möchte fast sagen „menschliche“ Engel.

Er selbst sagt über sie: „Engel, wenn es sie gäbe, wären wie der große Bruder oder die große Schwester des Menschen. Ständig müßten sie auf die Menschen aufpassen, doch die kleineren Geschwister würden sich sowieso nichts sagen lassen, im Gegenteil, insgeheim wären sie neidisch und voller Zorn über ihre großen Geschwister, die immer alles besser wüßten. Aber mit Ausnahme des Vorsprungs im Wissen und an Lebenserfahrung (die Engel wären ja um einiges älter als die Menschen), würden die Engel von den gleichen Stärken und Schwächen, von den gleichen Lüsten und Sehnsüchten wie die Menschen getrieben... mit der großen Ausnahme: – sie kennten weder Schuld noch schlechtes Gewissen!“

 

Zu den einzelnen Engelsgestalten
auf den Bildern

AMON
Unter den gefallenen Engeln, die zu Mächten des Bösen wurden, finden sich einige (72!) die in der Magie durchaus positiv wirken können. Buer heilt Krankheiten und lehrt Moral- und Naturphilosophie, Beleth kann die Liebe von Männern und Frauen entfachen, Berith verwandelt jedes Metall in Gold und Amon schließlich versöhnt Streitigkeiten unter Freunden.


ARAKIEL
Das apokryphe 1. Henochbuch, das "Buch der Wächter" berichtet: Die vermehrten sich Menschen und es wurden ihnen schöne, reizvolle Töchter geboren. Die Engel sahen und begehrten sie und sprachen zueinander: "Auf, wir wollen uns Frauen aus den Menschenkindern nehmen und uns Kinder zeugen!" Zweihundert Engel stiegen hinab auf die Erde und verrieten den Menschen die Geheimnisse des Himmels.
Azazel führte sie an (siehe Azazel). Semjasa lehrte die Beschwörungen und das Schneiden von Wurzeln, Armaros die Lösung der Beschwörungen, Baraquel die Sterndeutung, Kokabeel die Astrologie, Ezequeel die Wolkenkunde, Arakiel die Zeichen der Erde, Samsaveel die Zeichen der Sonne und Seriel die Zeichen des Mondes.
Nachdem die Engel diese Geheimnisse preisgegeben hatten, vermischten sie sich mit den Frauen und treiben Unzucht. Die Frauen wurden schwanger, doch anstelle normaler Kinder gebaren sie Riesen, die untereinander wieder Nachkommen zeugten, die zu noch größeren Riesen, den Nephilim, emporwuchsen. Die Nephilim brachten ihrerseits noch viel schrecklichere Riesen zur Welt, die Eluid, die eine Höhe von 3000 Ellen erreichten (ca. 1500 Meter). -
Äußerst überreizt reagierte der zornige Oberste des Alten Testaments auf Ungehorsam, Eigensinn und Erkenntnishunger(die bezeichnenderweise oft mit Unzucht einhergingen!): - Die Riesen verzehrten die ganze Ernte der Menschen, bis nichts mehr übrig war. Da wandten sich die Riesen gegen sie und fraßen Menschen und Tiere auf. Das Geschrei der Menschen drang bis zum Himmel und Michael, Gabriel, Raphael und Uriel blickten herab und sahen das viele Blut. Sie gingen zu Gott und fragten, was zu tun sei.
Gott sprach und beauftragte Uriel, zu Noah zu gehen und ihn vor der Sintflut zu warnen.
Raphael sollte Azazel an Händen und Füßen binden, die Wüste aufreißen und ihn in die Finsternis werfen. Gabriel befahl er, die Riesen gegeneinander aufzuhetzen und Michael sollte Semjasa und die anderen überwältigen und unter den Hügel der Erde einsperren.
Die Erzengel gingen ans Werk und bestraften also die abtrünig gewordenen Kollegen. Die abgefallenen Engel wurden in Ketten gelegt und an einen Ort gebracht, wo Himmel und Erde zu Ende sind. Dort wurden sie in einen tiefen Abgrund mit ewig herabfallenden Feuersäulen gestoßen, wo sie noch heute auf ihre endgültige Verurteilung am Tag des Jüngsten Gerichts warten. Manchmal gelangen die Tränen dieser Engel an die Erdoberfläche und entspringen als warme Quellen.
Die Frauen, die die Engel verführt hatten, wurden in Dämoninnen verwandelt.
Semjassa bereute seine Vergehen, Azazel dagegen , bereute nichts. Er fuhr hinab in die Hölle und wurde Satans Fahnenträger. In manchen Auslegungen, wird diese Episode - ebenso wie das Debakel mit Lilith - als Beweis dafür angesehen, daß die "Erste Schöpfung" nicht auf Anhieb gelang. Es waren auch nach dem 7. Tag noch grundlegende "Nachbesserungen" nötig (siehe das traurige Kapitel der Dinosaurier in der Biologie)... Die "verfehlte Schöpfung" der abtrünigen Engel wurde ersäuft, um einem erneuten Versuch Raum zu geben.

AZAZEL
Siehe: "Arakiel", 1. Henoch-Buch: Die abtrünnigen Engel, die im mystischen Beischlaf Geist und Materie, die mythologische Vorzeit mit der monotheistischen Neuzeit versöhnen wollten, wurden von Azazel angeführt. Azazel lehrte den Menschen die Herstellung von Schwertern, Messern, Schilden und Brustpanzern und er zeigte ihnen die Bearbeitung von Metallen, Armspangen und Schmuck. Den Frauen brachte er bei, wie sie ihre Augenlider verschönern und sich mit allerlei Farbtinkturen schminken konnten, um sich noch hübscher zu machen.


BELIAL
Belial wurde als zweiter Engel direkt nach Satanel erschaffen... - nach eigenen Aussagen... doch die sind mit Vorsicht zu genießen. Denn Belial gilt als Dämon der Lüge. Er tritt als schöner Engel auf und spricht mit heuchlerisch und sanfter Stimme. Im apokryphen Nikodemus-Evangelium wird berichtet, daß Satan höchstpersönlich Belial als Rechtsanwalt engagierte, um in einem spektakulären Prozeß gegen Jesus die Interessen der Hölle zu vertreten.

CHERUB/Cherubim
Zweithöchste Engelsklasse in der "Obersten Triade". Die "erste Menschheit" hat sie in zweifelhafter Erinnerung. Ihr Name heißt nach Pseudo-Dionysios "Fülle der Erkenntnis" oder "Ergießung der Weisheit" und seitdem Mensch es zu ernst genommen hat mit der "Erkenntnis", stehen die Cherubim "East of Eden", um das Paradies zu bewachen und den Menschen die Rückkehr zu versperren. Erst die Überwindung des Cherub macht den Eintritt ins Paradies möglich.
Nach anderer Lesart bedeutet das hebräische "cherub" wörtlich übersetzt "einer, der Fürsprache hält". Dies geht auf die in den Apokryphen überlieferte Episode zurück, daß die Cherubim aus Mitleid für Adam bei Gott eine erfolglose Fürsprache hielten.

GABRIEL
Einer der sogenannten Erzengel, gemeinhin der Engel der Fruchtbarkeit. Im Alten Testament greift der "Engel des Herrn" in die Dreiecksaffäre zwischen Abraham, seiner unfruchtbaren Frau Sarai und der vom Stammvater geschwängerten Magd Hagar ein.
Auch Zacharias, dem späteren Vater Johannes des Täufers verkündet er, daß ihm seine Frau Elisabeth einen Sohn gebären wird. Er beginnt seine Rede mit dem Engelswort schlechthin: "Fürchte dich nicht!"
Die folgenreichste Geburtshilfe Gabriels ist jedoch zweifellos Maria widerfahren.
Wofür die 200 Engel (siehe Asrahiel u.a.) verstoßen wurden (Vermischung mit den Menschen), geschieht hier in Gottes Willen...

GALGALLIN
Die niederste Gattung der ersten Triade in der Engelshierarchie heißt gemeinhin "Throne" oder im Hebräischen "Galgallin", was sich nicht eindeutig übersetzen läßt. Es handelt sich um die mysteriösesten Wesenheiten, die im Henochbuch und bei Ezechiel (I, 15-17) in Erscheinung treten. "Galgall" bedeutet sowohl "großes Rad" als auch "Auge, Pupillle". Als Metapher sind sie folgendermaßen zu verstehen: Gottes Thron verwandelt sich zuweilen in einen Wagen, und während die Cherubim diesen Wangen lenken, besteht die Aufgabe der Galgallin sonderbarerweise darin, dieser Wagen zu sein.

JAKOBS LEITER
["Jakobs Traum, Genesis 28, 12]: "Er sah eine Leiter, die auf der Erde stand und mit der Spitze den Himmel berührte. Auf ihr steeigen Engel Gottes auf und nieder. (...)"

LAHATIEL
Er/Sie ist "der flammende Engel" und herrscht an den Toren des Todes. So wie der Himmel seine strafenden und richtenden Engel hat, verfügt auch das Reich der Finsternis über eine ganze Herrschar.

LEVIATHAN
Die Johannes Offenbarung erzählt:Leviathan verspottete Gott und lästerte seinen Namen, bekämpfte die Heiligen und besiegt sie. Behemot brachte die Menschen dazu, Leviathan zu verehren und anzubeten. Wer den Götzen Leviathan nicht anbetete, wurde getötet. War Leviathan wirklich ein Tier, ein Drache mit sieben Köpfen, ein Monster des großen Engelssturzes? "Wer Verstand hat, berechne den Zahlenwert des Tieres. Denn es ist die Zahl eines Menschennamens; seine Zahl ist 666" (13,18)

LILITH
"Die Nächtliche", ursprünglich assyrische Sturmdämonin. Nach der Überlieferung des Talmuds ist sie Adams erste Frau. Sie verweigerte sich ihm, entriß mit weiblichem Charme Gott seinen geheimen Namen, auf dem all seine Macht beruhte und verlangte von ihm, daß er ihr Flügel gebe. - was Gott wohl oder übel tun mußte, denn sie besaß die Macht des geheimen Namens. Lilith flog von Eden zu den Ufern des Roten Meeres und ließ sich in der Wüste nieder. Auf Adams Beschwerde sandte Gott die drei Engel Sanvai, Sansanvai und Semgalof aus, um Lilith zu Adam zurückzubringen. Sie drohten Lilith sie andernfalls zu ertränken. Doch Lilith blieb stur und kündigte ihrerseits an, alle neugeborenen Kinder zu töten. Gott ließ seinen Zorn über Ihr Ungehorsam an der Höllenbrut, den Lilim, aus, die sie mit dem Höllenengel Sammael täglich hundertfach zeugte. Für Adam schuf er eine neue Frau: - Eva. Als Adam nach der vertreibung aus dem Paradies und Abels Ermordung geschworen hatte, keine Nachkommen mehr zu zeugen, war für Lilith die Stunde der Rache gekommen: Jede Nacht schlich sie zum schlafenden Adam, bemächtigte sich seines Samens und formte daraus weitere Dämonenkinder. Man sagt Lilith auch nach, daß sie nachts an die Wiegen Neugeborener heranschleicht und prüft, ob sie durch ein Amulett geschützt sind. Wenn nicht, kitzelt sie sie an den Füßen und sobald die Babys lächeln, werden sie von ihr erdrosselt.

LILIM
Die Kinder der Lilith. Auch sie such nachts alleinstehende Männer auf. Zu den bevorzugten Opfern gehören Mönche, die sich mit Kruzifixen gegen die Lilim zu wehren versuchen.

LOT und die Engel
Eine haarsträubende Geschichte. Zwei Engel kamen nach Sodom des Abends und Lot nahm sie auf in sein Haus, obgleich sie - noch inkognito - auf der Straße bleiben wollten. Als sie sich zu Bett begeben wollten, kamen Leute aus der Stadt und forderten Lot auf, sie herauszugeben, damit sie mit den fremden Unzucht treiben könnten. Lot verhandelt mit ihnen und bietet statt der Engel seine beiden Töchter zur Vergewaltigung an... gerade so, als hätten sich die Engel nicht zu wehren gewußt!

METATRON
Er gilt als der rätselhafteste Erzengel. Selbst die Bedeutung des Namens liegt im dunkeln. Es könnte eine Abkürzung des griechischen "Metathronios" sein, was soviel heißt wie "der einen Thron hat neben Gott".
Der Talmud berichtet von diesem "höchsten Engel", der auch von der Statur her der größte Engel sein soll: "Ich werde einen Engel schicken, der dir vorausgeht... Ich sende meinen Schrecken vor dir her, ich verwirre jedes Volk, zu dem du kommst, und alle deine Feinde lasse ich vor dir die Flucht ergreifen." [Exodus 23,20 und 27]
Die Kabbale beschreibt ihn ebenfalls als "von Sturm, Donner und Blitz umgeben".

MICHAEL
Zweifelsohne der populärste und meistverehrte der Erzengel. Er ist der Seelenbegleiter in der Stunde des Todes [Tod Moses, Judas 9]. Sein Name bedeutet "Wer ist wie Gott". Er befehligte das Heer der Kriegsengel, er schlug Satans Aufstand nieder und warf ihn aus dem Himmel [Offenbarung 12, 7-9]. Er erschien Moses im brennenden Dornbusch, fiel Abraham in den Arm, als dieser seinen Sohn Isaak opfern wollte [danach weinte der Erzengel mit Abraham und seine Tränen fielen in eine Schüssel und wurden zu Edelsteeinen], er befreite auch Petrus aus dem Gefängnis.
Laut Apokalypse Baruch verwahrt Michael den Schlüssel zum Himmel, so daß ohne seine Prüfung keiner durchs Himmelstor gelangt. Er gilt als Engel der Gerechtigkeit und im 12. Jahrhundert entstand die Vorstellung, er wäge die Seelen der Verstorbenen .

NAAMAH
Naamah gehört wie Lilith zu den vier Bräuten Satans. Sie gilt als Engel der Prostitution und erwürgt zuweilen schlafende Babys. Zugleich aber heißt ihr Name soviel wie "Die Angenehme" oder die "Vergnügliche". Doch auch sie gehört zu den nach ihrem Sturz eher dunklen Enegelsgestalten. Von allen Dämoninnen beherrscht sie die Kunst der Verführung am besten. Naamah ist so schön, daß ihr weder Sterbliche noch Engel widerstehen können. Sie versucht den Fortbestand der menschlichen Rasse zu gefährden, indem sie die Männer von ihren Frauen weglockt. Aber vielleicht ist sie auch nur ein Sinnbild für Spiel, Freude, Freiheit, die wie auch die Poesie, stets die Produktivität, den Fleiß den "Mehrwert" der Eifrigen untergraben.

PURIEL
Puriel, der "feurige und gnadenlose Engel" der jüdischen Überlieferung prüft und quält die Seelen, die im Leib gefangen erst durch Tod und Feuer wieder frei und engelsgleich werden.

RAPHAEL
Im Buch Tobit hilft dieser fröhlichste und geselligste der Erzengel Tobias bei den irrungen und Wirrungen des Mannwerdens. Doch seine Kenntnisse gehen über Natur- und Liebeszauber hinaus. Er gilt als der Engel der Heilkünste, worauf bereits sein Name verweist "Rapha" = Heilen (siehe auch Seraphim).
Als Wächter des paradiesischen Lebensbaumes verwehrte er Adam auf Gottes Befehel die Unsterblichkeit. Und als Gott beschlossen hatte, alles Leben zu ersäufen, schenkte Raphael Noah jenes geheimnisvolle Buch, nach dem die Arche zu bauen war.

RAZIEL
Gottes Sonderbeauftragter für die Geheimhaltung der Geheimnisse des Himmels ist der Erzengel Raziel. Er ist der Engel "der geheimen Regionen und des höchsten Mysteriums". Er hatte das Unaussprechbare zu bewahren, das nicht einmal die guten Engel wissen durften. Er verfaßte das sagenumwobene "Buch des Engels Raziel", in dem er die 1500 Schlüssel zu den Mysterien des Universums erklärte. Doch er verschlüsselte sie zugleich, so daß sie für immer unbekannt blieben.

SATANEL
Ehe er, (unter fadenscheinigem Vorwand aber mit der absoluten Logik, daß ohne Böses auch nichts Gutes sein kann), aus dem Himmel gestürzt wurde, regierte Satanel (der mit seinem Fall die Schlußsilbe -el, "der Glänzende, Strahlende" verlor) die zweite Klasse der Engel (der Mächte) der "Mittleren Triade".
Wenn man davon ausgehen kann, daß Satanel und Luzifer (wie er in der Vulgata dann heißt) einundderselbe Engel ist, der erst im 2 Jhd. v. Chr zum Versucher und Sinnbild des Bösen wurde, dann war er vor seinem Sturz nicht nur einer der obersten Engel, sondern als "Sohn der Morgenröte" war er bereits am ersten Schöpfungstag gleichranging mit den Cherubim.
In der "Schatzhöhle" heißt es hierzu: "... Ihm [Adam] ziemt es, mich zu verehren, mich der ich Feuer und Geist bin, und nicht mir, daß ich den Staub verehre, der aus einem Staubkörnchen gebildet ist." Solches brachte der Empörer vor und ward ungehorsam; so trennte er sich nach seinem eigenen Willen und seiner Freiheit von Gott. Da ward er gestürzt und fiel, er und seine ganze Schar; am sechsten Tag in der zweiten Stunde geschah sein Fall aus dem Himmel."

"Die ganze sichtbare Schöpfung besteht nur aus Partikeln des großen gefallenen und in die Materie gebannten Geistes Luzifers und seines Anhangs. (Jakob Lorber, Himmelsgaben II)

"Sehet, was Ich einem einzigen hochmütigen Engel wegen tue! Ich sage euch, es wäre nie eine Erde noch Sonne, noch irgendetwas Materielles geschaffen worden, wäre dieser Einzige demütig geblieben." (Himmelsgaben I)

SEMJASA
siehe Arakiel ["Buch der Wächter" (Henoch)]. Semjasa überbrachte den Menschen das Wissen um die Beschwörungen und die Naturheilkunde (das Schneiden von Wurzeln). Im Gegensatz zu Azazel bereute er die Engelrebellion, fand aber vor Gottes Auge keine Gnade. Oder sollte man es als Gnade verstehen, daß er nicht wie die anderen unter die Erde verbannt wurde, sondern "sich selbst in der Schwebe haltend bis zum heutigen Tage zwischen Himmel und Erde gefangen ist: den Kopf nach unten und die Füße nach oben... denn es war ihm nicht mehr gestattet, vor dem herrn den Mund zu öffnen.

SERAPH/Seraphim
In der Engelhierarchie stehen die Seraphim an 1. Stelle in der Oberen Triade. Alle in dieser Klasse versammelten Engel (2. Cherubim und 3. Thron) stehen Gott am nächsten und den Menschen am fernsten. Demzufolge sind die Engel der Obersten Triade eher reines Licht, Energie, Klang etc. und sie nehmen nur Gestalt an, wenn sie auf Erden in Erscheinung treten.
Der Name Seraphim leitet sich von den hebräischen Wörtern Sert (Schutzengel) und Rapha (Heilen) ab. Pseudo-Dionysios nennt sie auch "Entflammte" und "Erglüher". Der Gesang der Seraphim versinnbildlicht die "Urschwingung" und Schöpfungskraft, - oder in einer anderen Metapher das "Feuer der Liebe". Bezeichnenderweise ist der Anblick dieser hochenergetischen Lichtwesen für Menschen unerträglich. Nach "Jesaja" bedecken sie zum Schutze für den Menschen "mit zwei Flügeln ihr Gesicht, mit zweien ihre Füße und mit zweien fliegen sie." Eine gewisse Ähnlichkeit zu Drachen und feuerspeienden Schlangen ist nicht zu leugnen.

SERIEL
siehe "Arakiel",zu den abtrünnigen Engeln, die den Menschen die Geheimnisse des Himmels überbrachten gehörte auch Seriel, der sie unterwies die Zeichen des Mondes zu entschlüsseln.

SIEBTER ENGEL
Der Siebte Engel in der Johannes Offenbarung kündigt das Jüngste Gericht an, nachdem die Reiter der Apokalypse und sechs vorangegegangene Engel das Szenario der Apokalypse eingeleitet haben.
Er schwört bei allem Lebendigen von Ewigkeit zu Ewigkeit, daß "hinfort keine Zeit mehr sein soll", und in den Tagen der Stimme des Siebenten Engels das Geheimnis Gottes vollendet wird. Der Siebte Engel befahl Johannes alles niederzuschreiben, das Buch aber nicht zu versiegeln... denn die Zeit ist nahe...

URIEL
Sein Name bedeutet "Feuer Gottes" oder "Licht Gottes". Manchmal wird er auch "Phanuel" genannt. Nach Henoch ist dieser Erzeengel der Herrscher der Unterwelt. Sein späterer Beiname lautet Fortus Socius. Wahrtscheinlich war es Uriel, der mit Jakob gerungen hat, und nicht Michael. Jedesmal wenn Gott eine starke Hand brauchte, beauftragte er Uriel, den "Engel der Vergeltung". Er soll auch einer der Engel sein, die mit flammendem Schwert am Eingang des Paradieses stehen. (Demnach ist er Erzeengel und zugleich Cherub). Außerdem wacht er über Donner undSchrecken. Aber wie alle Engelsgestalten ist er ambivalent und weist auch durchaus gute Züge auf: Uriel ist für alle Himmelslichter verantwortlich und er war es, der Noah vor der Sintflut warnte.

VIERTER ENGEL
Nachdem der Vierte Engel der Johannes Offenbarung in die Posaune geblasen hatte, bzw. seine von Gott erhaltene Schale des Zorns über die Welt ausgeschüttet hatte, verloren Sonne, Mond und Sterne ein Drittel ihrer Leuchtkraft, so daß Tag und Nacht um ein Drittel dunkler wurden.
"Und der Vierte Engel goß aus seine Schale in die Sonne, und ihm ward gegeben, den Menschen heiß zu machen mit Feuer. Und den Menschen ward heiß vor großer Hitze und sie lästerten den Namen Gottes"

 







 

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